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Chaos Z - Dunkle Straßen

Weitere Informationen:
http://www.myspace.com/chaoszpunk
Das Jahr 1980 war ein grandioses Jahr. Nicht, dass ich persönlich dabei gewesen wäre, aber wenn man bedenkt, dass sich am besagten Jahr die Stuttgarter Hardcore-Band „Chaos Z“ gegründet hat (die sich 1983 auflöste), dann hat man allen Grund zur Annahme, dass die anfängliche Behauptung ihre Gültigkeit haben könnte. Denn die Doppel-CD-Packung beinhaltet zwei wundervoll geformte Scheiben, die sowohl die gesamten Werke dieser Band in sich trägt, als auch die Scheibe „45 Jahre ohne Bewährung“. Gespickt wird die ganze Sache mit einem kleinen Büchlein, das die Geschichte der Stuttgarter dokumentiert. Somit dürfte dieses Gesamtpaket für Fans und jene die es werden wollen sehr gut geeignet sein.
Das Cover macht an sich schon verdammt viel her und verrät eigentlich alles, was man über den Inhalt wissen muss. Schwarz-Rote Farbgebung mit einem schwarzweißen Kerl, der sich eine Kanone an den Kopf hält und wohl kurz vor dem Abdrücken scheint. Worte wie „Wut“ und „Verzweiflung“ dürften wohl am besten ausdrücken, an welche Gefühle man denkt, wenn man sich die Vorderseite genauer anschauen mag. Auf dem ersten Blick wird also schon klar, was einen erwartet wird.
Doch was kann eine 3-Jahre-Punkband aus einer rußverseuchten Stadt schon bieten, die eh nur Geschrammel produziert? Ich sage: Eine gottverdammte Menge!
Die beiden Scheiben teilen sich in die "alten" und "neuen" Chaos Z-Stücke auf. Die erste Platte ist mehr eine Sammlung von Stücken, die noch zur Anfangszeit produziert wurden, was sich gut an der Qualität abhören lässt, wenn die Lieder aus den Boxen schallen. Ähnliche Riffs, weitaus aggressivere Stimmung und schnell, schnell, schnell! Keine Zeit für jegliche Kompromisse! Es wird auf das Schlagzeug raufgehauen, die Gitarren und Bässe gequält, während eine wütende Stimme die Launen und Gedanken wiederspiegelt.
Trotz vieler Songst, die sich relativ ähnlich anhören, gibt es auch einige wirkliche Perlen darunter. Das Lied "Isolation" zum Beispiel beeindruckt durch den plötzlichen Geschwindigkeitsverlust und erzeugt eine Atmosphäre, in der man mehr im Schwebezustand ist und im großen ewigen Raum umher dümpelt. Man fühlt sich tatsächlich irgendwo isoliert und kann auf einmal richtig mitfühlen, während die schwermütige Stimme die Worte "Isolation" wiederholt. Wer es etwas fixer mag, greift dabei lieber auf Lieder, wie "Abmarsch", "Zukunft" oder "Krieg" zurück, welche starke politische und gesellschaftskritische Tendenzen haben. Die erste Scheibe dürfte die Fangemeinde also in ein paar Lager aufspalten, da nicht jedem diese Art von Punkrock gefallen dürfte. Allerdings muss man auch dabei bedenken, dass die drei Chaos Z’ler Kinder ihrer Zeit waren und nur mit dem ausgestattet waren, was früher möglich war. Das mag zwar kein Garant dafür sein, dass einem die Musik gefällt, aber man ist vielleicht ein bisschen gnädiger, wenn man über die Qualität urteilt.
Doch es gibt ja noch eine weitere Platte (sonst wäre es ja keine Doppel-CD), die man sich zu Gemüte führen sollte:
Die zweite Platte beinhaltet die ganzen Tracks aus der CD „45 Jahre ohne Bewährung“, welche sich deutlich von der ersten CD von „Dunkle Straßen“ unterscheidet.
Nicht nur soundtechnisch, sondern auch textlich wird auf einem verdammt hohen Niveau gespielt, was nochmals durch eine größere Stimmenvariation des Sängers unterstrichen wird. Die Stimmung wirkt viel depressiver und schwermütiger, auch wenn es mit "Gewalt" oder "Moderne Krüppel" einen Tuck härter zugeht. Jedoch sprechen Lieder, wie "In Gefahr", "45 Jahre ohne Bewährung" oder "Verfolgungswahn" wahre Bände, die der Band ihren extrem schwermütigen Touch verleihen. Fast schon gequält und allen Lebens überdrüssig ziehen die textlichen Ergüsse der Band an einen vorbei - allerdings nicht spurlos! Hier lassen sich definitiv schon die ersten Züge zur Nachfolgeband „Fliehende Stürme“ erkennen, die die vorher gespaltenen "Chaos Z"-Lager nun wieder einen dürften.
Einsamkeit, Wahnsinn und das ständige Gefühl, dass das Leben einem nur vor die Füße kotzen kann: Das sind Grundstimmungen und auch Aussagen, die der Band entnommen werden können. Und wenn man sich tatsächlich auf diese Musik (mit der passenden Stimmung) einlässt, der übernimmt vielleicht sogar diese Gedanken für sich selber. Wer also mit der Musik mitfühlt und sich mitreißen lässt, der wird bei diesem Silberling definitiv einen kleinen Kahn finden, mit dem man hilflos auf dem schier endlosen Meer unkontrollierbarer Gefühle umhertreibt (und dabei sogar noch seinen Spaß haben wird!).
Doch es gibt auch noch etwas zu meckern:
Warum zur Hölle ist ein Kopierschutz auf dieser Platte? Ich persönlich bin ein Mensch, der sich gerne Musik auf den PC kopiert, um es dann über die jeweiligen Boxen zu hören. Fehlanzeige: Das Laufwerk müht sich ab und kann tun, was es will. Keine der beiden CD’s lässt sich lesen, geschweige denn auf die Festplatte kopieren. Das kann extrem nervig sein.
Die einzige Lösung dieses Problems wäre es, dass man sich die beiden Rundlinge kauft (um rechtlichen Konsequenzen aus dem Weg zu gehen) und diese dann über diverse Downloads auf den heimischen Computer sichert, um sie dann auch über die Boxen hören zu können.
Was gibt es sonst noch zu sagen?
Für den Schreiber dieser Zeilen stellt diese Doppelscheibe (Unabhängig vom Kopierschutz, denn der macht die Musik nicht aus) eine der wichtigsten Errungenschaften der Punk- und Hardcorebwegung dar. Diese Band hat die Szene nachhaltig geprägt und wird es in Zukunft wohl immer noch, genau so, wie die Menschen, die ihre Musik hören. Wer also Texte mag, die wirklich gut sind, einem etwas über Wut, Frustration und Verzweiflung erzählen, der wird bei dieser Band/CD sicher fündig werden. Achtet nur auf eure Gefühle dabei. Je nach Person kann sich die Stimmung mit der Musik beeinflussen lassen - und das nicht zu knapp!
Es gibt also – auch wenn der Kopierschutz nervt – die volle Punktzahl von mir!
Geschrieben von ChaosZx2 am 02.06.2011, 00:00 Uhr
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