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Marky Ramone mit Rich Herschlag - Punk Rock Blitzkrieg - Mein Leben mit den Ramones
Weitere Informationen:
http://www.markyramone.com/
Es gibt schon Bücher über die RAMONES, und es gibt viele Geschichten, die erzählenswert sind. Ich kannte bis Dato nur das Buch vom Tourmanager Monte Melnick, und allein das eröffnete mir einen ganz neuen Blickwinkel auf die Band. Was für schräge Vögel sie bis zum Ende waren, die Könige des Punk, wie sie über zwei Jahrzehnte ihr Ding durchzogen, obwohl sie sich die meiste Zeit etwa so gut verstanden wie die „Happy Family“ in ihrem eigenen Song. Von der Belastung durch psychische Erkrankungen, Alkohol- und Drogensucht ganz zu schweigen.
Welchen Mehrwert hat Schlagzeuger Marky Ramones Buch für Fans, die schon alle anderen Bücher kennen? Ich vermag es nicht zu schätzen. Er selbst behauptet, im Gegensatz zu anderen Büchern stünde bei ihm die wahre Geschichte. Das würde ich wohl an seiner Stelle auch tun. Geschenkt. Wer alle Versionen der bekannten Stories liest, kann sich selbst einen Reim darauf machen.
Aber das Buch ist mehr als ein RAMONES-Buch – es erzählt die Geschichte eines Musikers, der in den Sechziger Jahren durch die üblichen Verdächtigen (BEATLES, THE WHO) zur Musik fand. Er teilte sich mit seiner Rockband DUST die Bühne mit ALICE COOPER. Er war dabei, als der Punk im New York der frühen siebziger sich gerade selbst erfand. Er spielte für den Transen-Rocker Wayne County und tourte mit Richard Hell & THE VOIDOIDS im völlig punk-verrückten England im Vorprogramm von THE CLASH. Er war bei so vielem dabei, und doch im Hintergrund, traf seine Idole und machte schließlich das Tempo für die Band, die sich als die musikalische Blaupause für das Genre herausstellen sollte. Er überlebte alle Gründungsmitglieder der Band, die bis heute sein Leben bestimmt.
Das Buch liest sich gut runter, ist gut übersetzt und bietet viele interessante Details. Besonders schön sind Episoden, die im historischen Rahmen verankert sind – Mondlandung, Terror in Italien, Ermordung John Lennons – und eine Vorstellung davon ermöglichen, was die Menschen damals bewegte. Oft hingegen vermisse ich diesen roten Faden, es wird eine Anekdote an die nächste gepappt, und wo die Band eben noch verrücktes Dinge auf Tour erlebt, ist Marky schon einen Absatz weiter wieder mit irgendwelchen Ereignissen in New York beschäftigt. Allein ein Studium der Veröffentlichungsjahre von RAMONES-Alben können teilweise einen Hinweis liefern, in welchem Jahr etwas geschieht. Überhaupt wirkt das Buch so, als wäre es um ein Vielfaches umfangreicher gewesen und dann radikal zusammengestrichen worden, wodurch manche Übergänge sprunghaft erscheinen.
Der andere große Dreh- und Angelpunkt neben den RAMONES ist Markys Kampf gegen den Alkoholismus, der ihm nicht zuletzt einen Rausschmiss aus der Band beschert, ehe er schließlich, trocken, wieder einsteigen kann. Interessanterweise wird das Buch ab dieser Stelle persönlicher und strukturierter. Man erfährt mehr über die emotionale Auseinandersetzung Markys mit den Dingen, die in seinem Leben passieren, mit den Menschen, mit der Musik. Zeitliche Distanz sowie alkoholgetrübte Erinnerungen aus der Jugend mögen ein Rolle spielen, wahrscheinlicher aber die Bedeutung dieses Kampfes für die Person Marc Bell.
In der Summe bleibt ein lohnender Einblick in die Keimzelle des Punk auf allen Ebenen: Der Autor, sein Umfeld, die wichtigste Band. Langweilig wird es nie. Zwischen den Zeilen scheint durch, wie Marky selbst der größte Fan vieler großer Rockbands bleibt und sich darüber freut, große Künstler zu treffen. In der Mitte des Buches ist eine Fotogalerie gänzlich ohne andere RAMONES, dafür aber der Autor mit Charlie Watts, KISS, Phil Spector...
Manche mögen Marky Ramone vorwerfen, seine Zeit in einer legendären Band posthum auszuschlachten. Dieses Buch verschiebt wieder den Fokus, weil es einerseits zeigt, dass er das als Musiker nicht nötig hat. Gleichzeitig wird aber glaubwürdig vermittelt, warum Marc Bell mit beiden Füßen fest auf dem Boden steht und einfach das macht, was er liebt und als den Kern des Punkrock ausgemacht hat. OneTwoThreeFawr!
Geschrieben von King Kraut am 22.11.2015, 23:21 Uhr
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