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Clément Jacques - Indien

Weitere Informationen:
https://www.facebook.com/clemjacques
http://flixrecords.tictail.com/product/clement-jacques-indien-cd
Herr Jacques saß in seiner Blockhütte und sah sich sein Mischpult an. Er war Tagelang gewandert, beinahe von einem Bären verspeist worden und seine Gitarre war in eine Schlucht gestürzt. Aber er hatte es geschafft. Mitten im Nirgendwo, nur Bäume um ihn herum, er würde sich ganz auf sich selbst besinnen können. Er würde auf diese Klänge in seinem inneren hören können, ungetrübt vom Irrsinn der Menschen, der Städte, der Werbejingles auf Youtube. Ein Epos schlummerte in ihm, leise hatte er es schon fühlen können, dass Wagner in seine Schranken verweisen würde. Alles war startklar, die Mikros justiert, drei Jahre Studium der Musikwissenschaft so sicher wie das Atmen in Herr Jacques vegetativem Nervensystem hinterlegt.
Wenn... ja, wenn da nicht dieser Amerikaner an die Tür geklopft hätte. „Indianer“, nannten manche die Menschen die Ureinwohner, wie zum Beweis, dass sie in ihrem denken 500 Jahre zurücklagen. Indianer! Auf gute Nachbarschaft, hatte der Mann gesagt. Er sei der Medizinmann hier, für die Menschen und Tiere, und hatte eine mit aparten Schnitzereien verzierte Pfeife angezündet. Nun, einen Ortsansässigen will ich nicht beleidigen, dachte Herr Jacques. Und nahm einen tiefen Zug vom angebotenen Calumet.
So und nicht anders hat es sich bestimmt nicht abgespielt, liebe Leser. Lediglich die Situation mit der Session fernab von jeglicher Zivilisation beschreibt das Booklet. Der Rest ist unter meinem Skalp gewachsen, als ich das Album „Indien“ hörte. Zugegeben, vorher war ich skeptisch, weil Clément Jacques von der Promo-Agentur auf dem gleichen Waschzettel wie MIRACLES mit wenigen Zeilen abgehandelt wurde als deren Vorband. Das hier ist aber absolut eigenständiger frankophoner Rock irgendwo zwischen den BEATLES und NIRVANA. Klingt unwahrscheinlich? Von den ersten die psychedelischen Elemente und die melodisch-phlegmatischen Gesänge, von letzteren die liebe zum einfachen rohen Klang einer Schrammelgitarre. Von beiden die liebe zu verstrahlten, bildreichen Texten. Ja, das ist echt schön, was der Mann hier im Alleingang komponiert und eingespielt hat. Wenn bei „Manège“ der Refrain anspringt wie das Karussell auf dem Jahrmarkt. Wenn „le chat“, die Katze, uns in ein hingekratztes Gitarrensolo hineinzerrt. Und so ein poetisches, schlichtes Liebeslied, wie „dauphins“, einfach nur Stimme und die verstimmte Klampfe dazu – ich glaube, das würde auch John Allen gut stehen.
Bleibt noch der Ethno-Einschlag. Zweimal darf noch der Indianer Indianer-Weisheit absondern, Gleichnisse aus der Natur, und wie wir letztere idealerweise behandeln sollten. Das Konzept Öko-Hippie-Romantik ist nun nichts weltbewegendes und ich könnte darauf verzichten. Es stört aber nicht weiter, somit geht das schon klar. Im übrigen verstehe ich nicht, was der Mann da erzählt. Auf den wirklich starken Akzent kommt noch eine leichte Verzerrung drauf. Egal. Clément Jacques hatte eine schöne Introspektion im Unterholz, und was Bruder Hase und Bruder Fuchs und Bruder Sasquatch ihm für Lieder gesungen haben, lohnt sich durchaus intensiver rotieren zu lassen.
Geschrieben von King Kraut am 02.02.2016, 06:31 Uhr
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