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LUSTFINGER - Achtung Heilig

LUSTFINGER - Achtung Heilig

CD
  4 / 10

Die Band Lustfinger wurde schon 1981 in München gegründet, hatte in der Bandgeschichte durchaus einige Erfolge zu verzeichnen und hat hiermit ein neues Album draußen. Wobei "Band" hier eine etwas zweifelhafte Bezeichnung ist, der Zahn der Zeit hat auch an ihr ganz schön genagt und Sänger Fock ist das einzige Überbleibsel aus früheren Zeiten. Im aktuellen Taugenix Fanzine las ich ihn im Interview von "Mietmusikern" reden. Na ja, jeder so wie er mag und andere wie es ihnen schmeckt... Der Vorteil bei "Mietmusikern" ist scheinbar, dass sie ihre Instrumente so was von perfekt beherrschen. Musikalisch hat die Platte ganz schön was drauf und sie ist extrem glatt produziert sowie nebenher fettes Promo, fetter Vertrieb und aller Pipapo. Als süddeutsche Punkband erinnert das ganze auch durchaus an Bands wie Normahl und so weiter. Außerdem natürlich an Hosen, sogar an Extrabreit fühlte ich mich mal erinnert. Und die Songs dieser Bands mag ich, die der einen mehr, die der anderen etwas weniger, aber im Endeffekt die aller drei. Das Problem ist: Lustfinger fehlt im Vergleich zu diesen Bands die Härte und die textliche Schärfe. Und das ist dann schon 'ne harte Nummer... Klar, auf diesem Album sind mit "Heilig", "Millionär" und "Soviele Träume" ganz okaye Songs, die Platte kann man nebenher beim Arbeiten, Philosophieren oder Ficken ganz gut laufen lassen und auch live kann ich mir durchaus vorstellen, dass sie etwas anders rüberkommen (in Erinnerung Nürnberg X-Mas-Festival 2006, ich meine es war so...), aber das was für mich Punkrock bedeutet, kommt bei der Platte nicht rüber! Das ist die Art von Musik, die man bei Saturn zwischen Planlos und Massendefekt in der Tralala-Punk-Ecke findet. Wenn ihr nicht wisst, wo das ist, irgendwo in der Nähe von Kuschel-Metal, ansonsten einfach den Verkäufer fragen... Das Problem ist, dass manche Strophen durchaus gefallen können, dann aber im Refrain direkt wieder ins schlager-mäßige abgedriftet wird. Am deutlichsten wird das bei "Sterne auf Maria". Textlich transportiert das ganze teilweise durchaus diese Art von positiver Kämpfernatur, die man von einem so lang durchgehaltenen Punkrocker wie Fock (wovor man trotz aller unterschiedlicher Bewertungen seiner Band mehr als Respekt haben muss!) auch erwartet, aber insgesamt ist mir das ganze doch zu sehr Rebellen-Romantik ohne inhaltlichen Tiefgang oder zu sehr Party-Mucke ("Geburtstags-Song") und manchmal auch verdammt kitschig, zu bildhaft sprachlich rübergebracht. Und über "Sabine Christiansen" will ich auch nichts hören, ich heirate mal Anne Will! Aber eins muss ich schon noch sagen, hättet ihr wie Zaunpfahl eine Ein-Song-CD zugeschickt mit "Märchenland" und der Refrain wäre nicht so poppig, ihr wärt hier fast zum Plattentipp geworden ("Du sollst alles schlucken, nur weil der Profit regiert / Und daran wird sich auch nix ändern weil keiner was riskiert / In Frankreich brennt der Himmel, weil die Jugend aufbegehrt / Der Schwache wird erst recht getreten, wenn er sich nicht mehr wehrt (...) Die sacken sich die Kohle ein / Und du sollst plötzlich "Deutschland" sein"). Stattdessen musstet ihr aber ja unbedingt einen Song zuviel auf die CD pressen - "Mia kumma wieda". Nichts gegen einen Fußballsong über 1860 München, man ist ja als Kölner tolerant - aber das ist kein Punk, das ist kein Rock, das ist kein Pop, das ist einfach nur bayrischer Schlager!!! Und das geht gar nicht!!! Niemals! Fickendreck!!! Jetzt gibt's einen Punkt weniger...
Andy

Geschrieben von Andy am 06.11.2007, 00:00 Uhr


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