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DRITTE WAHL - URLAUB IN DER BREDOUILLE
Weitere Informationen:
https://drittewahl.de
https://www.facebook.com/drittewahl
Wenn ich mich nicht arg verzählt habe, ist “Urlaub in der Bredouille“ das zwölfte Studio-Album von DRITTE WAHL. Dreizehn sind es, wenn ich die “Und jetzt?“ von 2001 mit dazu zähle (nur eine 10“, also eher ein Mini-Album). Dreizehn ist ja auch so eine Schicksalszahl. So wie die sieben oder auch die drei.
Ich, der die Band schon so lange kennt, auch und insbesondere die Zeit mit Busch´n nicht vergessen hat...habe da natürlich schon viel gehört und gesehen von den Jungs. Habe ihre Entwicklung, ja ihren Aufstieg, das kann man ruhig so sagen, erlebt. Die Konzerte die sie noch auf LKWs gespielt haben sind lange vorbei und auch wenn es zur Tour zwei Show zum warm werden im Schokoladen und der Supamolly in Berlin gab, so ist die Band mittlerweile auf größeren und großen Bühne zu Hause. Ja, sie haben ihre Wurzeln nicht vergessen, dass ist anzuerkennen, aber sie sind eben auch nicht stehen geblieben.
Das letzte Album, welches im Jahr 2020 veröffentlicht wurde, hat den bisher größten Charterfolg der Band gebracht. Die Platte war auf Platz 6. Ist das noch Punkrock?
“3D“, das letzte Album, ist so ein bisschen die Bestätigung der Stiländerung der Band geworden. Ein Stil, der sich seit dem Einsatz von Keyboards angedeutet und mit dem Einstieg von Holger manifestiert hat. Die Band hat sich musikalisch breiter aufgestellt, ist aber dadurch auch stilistisch dem Punk nicht immer treu geblieben. Rock-Elemente kamen dazu und textlich wurde es persönlicher und noch menschlicher. Das Alter sowie die Lebenserfahrung der Band spielten sicherlich auch eine Rolle. Mit dem Song “Ikarus“ hat die Band allerdings gezeigt, dass sie immer noch weiß um was es geht. So ist von Punkrock bis zu Lindenberg-Anleihen alles auf der “3D“ enthalten.
Und Jetzt?!
Drei Jahre und eine weltweite Pandemie später machen wir “Urlaub in der Bredouille“.
Das Cover ist super, da ziehe ich meinen nicht vorhandenen Hut vor. Das Cover gehört zu dem besten was ich die letzten Jahre gesehen habe. Hier schon mal 10 von 10 Punkten.
Wie ist der Inhalt? Wie das Plattencover, schön anzusehen aber auf den zweiten Blick gefährlich und explosiv?
DRITTE WAHL fängt mit der Entsorgung der Milliardäre an. Die Idee, so gut wie sie ist, ist doch auch etwas naiv. Denn das würde bedeutet, wären die Reichen und Mächtigen alle weg, würde die Welt eine andere sein. Ist das realistisch? Würden die Nachfolger anders, besser sein? Würde (Raff-)Gier und Neid damit aussterben? Schön wäre es. Mit stampfendem Beat und durchaus lustigem Text wird dieser Song live garantiert gut ab gefeiert werden.
Beim zweiten Song eröffnet ein schön, schnelles Punkrock-Riff den Song. Die ersten Zeilen lassen mich aufhorchen. Geht es hier um die Beschreibung einer Tierfabrik oder geht es gar in Richtung “Schreie hinter Glas“? Nein, es geht um Simulationen, Virtual Reality, was ist Leben und was ist real. Sind wir gar nicht echt? Haben DRITTE WAHL die Filme der Matrix-Reihe entdeckt? Einen sehr ähnlichen Song gab es mit “Geblitzdingst“ auf dem gleichnamigen Album aus dem Jahre 2014. Hier standen die Filme der“Men in Black“-Reihe Pate.
Dann kommt “Urlaub in der Bredouille“. Musikalisch im Metallgewand wird der beim ersten Hören sehr einfache, beim mehrmaligen Hören immer tiefgründiger werdende Text dargeboten. Ein Text der viel wahres in sich trägt und zu ganzen Aufsätzen einlädt. Und doch ist es für mich ein Text der einiges aus lässt, nämlich den Punkt, dass Tourismus Natur, Tiere und auch Menschen schützen kann, in dem andere Menschen dafür bezahlen. Ich gehe mal davon aus, dass DRITTE WAHL hier eher die pervers, dekadente westliche Art vieler Menschen ansprechen will, was unbedingt notwendig und wichtig ist. Oder geht es darum, dass Sein und Schein eben zwei ganz unterschiedliche Stiefel sind? Wie ich schon sagte, große Themen werden hier zynisch bis sarkastisch angesprochen.
Mit Urlaub geht es weiter. Wir fahr´n nach Panama...
Ein Text der vor Kritik am Neoliberalismus nur so strotzt und gleichzeitig schon fast abstoßend zynisch ist. Einer der besten Texte des Albums.
Eine Frage hierzu, wird das Merch von DRITTE WAHL somit aus fair gehandelter Bio-Baumwolle bestehen?
“Keine Zeit für weiße Fahnen“ ist dann so ein typischer sympathischer Dritte Wahl-Song. Das sind Songs, weswegen die Band so geliebt wird. Schöne Melodie, toller Gesang und Kopf hoch, Leute.
Danach gibt es mit “Das regelt der Markt“ einen bereits als Single ausgekoppelten Song. Die Regeln des Marktes sind nicht menschlich, dass sollte mittlerweile jedem bewusst sein. Also, treten ein in die Gewerkschaften, engagiert euch politisch. Seid Vorbilder.
Streikt! Für euch! Für Alle!
Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will.
Danach gibt es mit “Edwin Aldrin“ etwas Bildung um die Ohren. Wobei es ja interessant ist, dass Neil Armstrong zwar der erste Mensch auf dem Mond war, aber nur um Edwin Aldrin zu fotografieren. Die ersten Fotos von einem Menschen auf dem Mond zeigen also nicht Neil Armstrong sondern Edwin Aldrin. Schöner Song.
“Steine im Weg“ gibt Kraft und Mut. Thematisch hat die Band das Ganze in der Vergangenheit mit einem eher traurigen Text verarbeitet. Es geht auch anders!
Ein Lied das Mut macht und Kraft gibt.
Was die Band zu “Der Spion“ gebracht hat, wüsste ich gerne. Der Soundtrack zu einem Film in dem Gunnar der Hauptdarsteller ist, mit Drei-Tage-Bart und traurigen Augen.
Gab es eigentlich das Video vor dem Song?
Mit “Statistik“ gibt es dann einen letzten Song bevor das Album zu Ende ist. Wieder ein typischer Song der Band, aber was soll das Lied mir sagen? In 80 Phrasen um die Welt?
Ich sage mal, eine Neun-Songs-Platte, denn “Das regelt der Markt“ ist nicht neu. Ganz schön wenig um nicht zu sagen, verwunderlich wenig für drei Jahre. Erfreulich ist, dass die Band nicht den 1000 Song über die Pandemie geschrieben hat, jedoch werde ich das Gefühl nicht los, dass neun Songs nicht gerade von einer sprühenden Kreativität zeugen.
Ist das der Grund oder Gunnars musikalische Umtriebigkeit?
Alles in Allem gibt es keine schlechten Songs auf dem Album. Ich persönlich hätte nichts gegen eine Schippe mehr Punkrock, aber wer die Band live gesehen hat, weiß, dass es bisher ordentlich zur Sache ging. Und die limitierte und mittlerweile ausverkaufte Version des Albums enthält neben dem eigentlichen Album nochj einen Konzertmitschnitt aus Leipzig. In diesem Bezug ist die Band sehr spendabel.
Live ist DRITTE WAHL sowieso über jeden Zweifel erhaben. Davon kann man sich bei der kurzen Tour überzeugen die in wenigen Tagen startet.
Geschrieben von Frank am 20.12.2023, 15:39 Uhr
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