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FRIEDEMANN - UHR vs. ZEIT

FRIEDEMANN - UHR vs. ZEIT

CD EXILE ON MAINSTREAM RECORDS in Zusammenarbeit mit Rügencore Records 16.05.2014
  10 / 10

Weitere Informationen:
http://friedemann-ruegen.de/


Friedemann, Sänger der Trashrock-Band C.O.R. von Rügen, hatte in den letzten Jahren immer wieder Textideen und Fragmente die er nicht für C.O.R. verwenden konnte oder wollte.
Friedemann ist ein nachdenklicher, sensibler Mensch der sich über viele Dinge sehr intensiv Gedanken macht. Als jemand der ihn persönlich kennt und sehr schätzt ist es für mich etwas ganz besonderes, sein Akustikalbum zu besprechen.
Friedemann hat die Songs alleine geschrieben und arrangiert. Teilweise gibt es Bass -, Schlagzeug - und Gesangsunterstützung, welche sehr behutsam eingesetzt werden u.a. von seinem guten Freund und Bruder im Geiste, Conny Ochs.
Das Album ist ein sehr ruhiges, nachdenkliches, man könnte sogar sagen melancholisches.
Die Stimme von Friedemann ist von Janko Moede sehr gut eingefangen worden und gibt ihr den Raum den sie braucht um ihre Wirkung zu entfalten.
Die Inhalte der Songs sind weit gefächert, die Texte manchmal etwas sperrig, jedoch bietet jeder Song Zugang, man muss sich allerdings darauf einlassen.
Der Song “Vogel“, zu dem auch schon ein Video veröffentlicht wurde, ist der erste Song der vorab veröffentlicht wurde. Ein sehr starker Song, traurig und realistisch….denn die Menschen die sind blind. Ein Song der mich fast zu Tränen rührt.
Mit “Nichts können“ geht es dann etwas positiver weiter, was vielleicht auch ganz gut ist, denn “Vogel“ ist wirklich ein Song der einen runterziehen kann. “Nichts Können“ ist ein Song der Kraft gibt. Ein Song der auch so ein bisschen der Soundtrack des Lebens von Friedemann sein könnte. “Daneben“ ist die fast logische Fortsetzung von “Nichts Können“, ein Song der ebenso persönlich von Friedemann ist. Allerdings findet man sich in diesem Song auch wieder. Mit unserem Anderssein, sind wir nie Teil der Gesellschaft, nie Teil der Masse. Das ist wichtig und richtig, kostet aber auch jede Menge Kraft. Wenn dann der Sänger von C.O.R. einen Song mit folgenden Textzeilen aufnimmt, dann gibt er die Kraft, die man für sein tägliches Anderssein benötigt:
Wir gehören nicht richtig dazu,
stehen immer am Rand oder draußen,
sollte das unser Schicksal sein,
so gehen wir im lachend entgegen.
Friedemann ist aber bei weitem keiner der sein Anderssein als Bessersein per se hinstellt. Dazu ist er viel zu intelligent.
Friedemann ist jemand der sich Gedanken macht und der seine Gedanken der Welt mitteilen möchte. Friedemann hat noch Hoffnung, irgendwo tief drinnen und diese Hoffnung ist die Kraft die ihn…und die uns am Leben hält. Wenn man dann jemand wie Conny trifft, der seelenverwandt scheint, dann ist es auch kein Wunder, dass er ihm einen eigenen Song widmet. Es ist eben oft so, dass man mitten drin und doch nicht wirklich dabei ist.
Friedemann packt in jeden Song so viel von sich, dass jeder der die Songs hört sich darin wieder finden kann, zumindest aber die Texte nachvollziehen kann.
Friedemann hat sich für ein Leben entschieden, was weitab der Norm ist, in den Augen derer die die Norm machen. Und die Norm machen auch wir, die angeblich so anders sind, dies stellt der Mann von Rügen auf “Was“ klar und er hat damit Recht. Individualismus ist keine Uniform und ein Iro ist noch lange nicht Punk.
Friedemann veröffentlicht mit “Uhr vs. Zeit“ ein sehr persönliches, ein gedankenvolles, ein kräftiges, ein kämpferisches und (selbst)reflektierendes Album.
Ein Album was unter die Haut geht.
“Uhr vs. Zeit“ ist eines der besten Alben die ich seit langem gehört habe. Es ist das erste Album seit Jahren, bei dem ich ab dem ersten Song Gänsehaut bekomme.
Über jeden Song von “Uhr vs. Zeit“ könnte ich Seiten fühlen.
“Uhr vs. Zeit“ gibt es neben der CD-Version im Pappcover und allen Texten auch als schicke 180g Vinyl-Scheibe im Klappcover.
Und wenn alles klappt wird es dieses Jahr auch Konzerte von Friedemann geben.

Geschrieben von Frank am 12.05.2014, 18:47 Uhr


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