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Kreator - Hate Über Alles
Weitere Informationen:
https://www.youtube.com/watch?v=YVfEW5mgrd0
https://www.youtube.com/watch?v=N0hi1UqRvHI
Als Laie in einem Musikgenre freue ich mich, wenn ich mich auf bekannte Marken verlassen kann, die für Qualität stehen. KREATOR hat diese Funktion für Pott-Thrash-Metal, und seit Jahren hat die Band dank ihrer Aufgeschlossenheit gegenüber Bands aus verwandten Genres einen guten Ruf auch bei Punks und Hardcorern.
Die gute Nachricht: Das aktuelle Album hat alles, was ich an Thrash-Metal mag. Und ein Bisschen, was ich nicht so mag. Aber der Reihe nach. Nach einem stimmungsvollen Intro, das auf Italo-Western Bezug nimmt, geht es mit dem Titelstück gleich schnell und brutal nach vorn. Es startet verblüffend ähnlich wie SLAYERSs „Angel Of Death“, inklusive dem animalischen Schrei am Anfang, Doublebass-Inferno und Stakkato-Gesang. Zufall? Egal. So muss das sein. Natürlich ist das hier keine Coverband, sie haben klar ihren eigenen Stil, mehr Melodie und Pathos, sie setzen nur die wirksamsten Stilelemente routiniert ein. Dank der moderneren Produktion ballert das auch wesentlich härter als eine Platte aus den 80ern.
Im gleichen Furor mit dem Song „Killer of Jesus“ weiter. Wer Metal bestellt, bekommt auch fast immer eine Auseinandersetzung mit dem Christentum serviert. Biblisches Kauderwelsch, ja, vermutlich wird den Christen wieder ihre Heuchelei vorgeworfen, zumindest erkenne ich hier nicht die kindische Teufelsanbetung mancher Metaller. Ich kann nicht sagen, dass mich das im Deutschland des 21. Jahrhundert noch besonders interessiert, zumal ich nicht verstehe, was mir der Text sagen will.
Weiter geht es mit halbem Tempo, der Grundtenor ist, dass die Menschen viel Schlechtes tun: Anderen Menschen, der Natur, etc. Aber natürlich hört man diese Musik vor allem wegen der rasanten Gitarrenriffs, und da wird es nie langweilig. Ich persönlich mag nicht so besonders, wenn die Songs einen Marschmusik-Charakter bekommen wie „Crush The Tyrants“ und „Strongest of the Strong“. Dann lieber einen nostalgischen Song im 6/8-Takt mit Chören wie „Become Immortal“. Überhaupt, geile Teenage Angst: „1984, I hate the sun.“
„Midnight Sun“ ist ein besonderer Song, mit zurückgenommenen Grundtempo, aber einer ständigen Dauerspannung durch Grind-Gitarren und Bassdrum-Teppich, darüber sphärischer Gothic-Gesang des Gasts Sofia Portanet. Bleibt definitiv hängen.
Das Stück „Dying Planet“ bildet einen herausragenden Abschluß. Das Thema erschließt sich schnell, aber zum Glück haben wir hier keinen unerträglichen 70er-Jahre Umweltrock wie bei NECRONOMICON. Stattdessen eine kantige Songstruktur, zu der passend der kommende Weltuntergang beschworen wird, verursacht durch menschliche Ignoranz und Gier. Bitte allen Regierungen vorspielen, bis die Klimaziele erreicht sind. Danke.
Ein deftiges Gesamtpaket, dieses Album, das man auch gut am Stück weghören kann. Und noch eine tolle Sache hat es: Zum ersten Mal in dieser Art von Musik singt mal jemand das Wort „Über“, der es auch richtig aussprechen kann. Hinhören, JELLO BIAFRA! „Über“, nicht „Uber“! Argh!
Geschrieben von King Kraut am 01.06.2022, 22:08 Uhr
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