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Kepi Ghoulie - Ramones in Love


Die RAMONES aus Big Apple sind als die stilbildende Punkrock-Band überhaupt bekannt, und Milliarden von Bands kopieren ihren Musikstil. Drei Akkorde, wenig Lametta, mit Vollgas durch fröhliche Popsongs geschreddert.
So auch die GROOVIE GHOULIES. Deren Sänger KEPI GHOULIE wirft jetzt ein Schlaglicht auf die Balladen der RAMONES. Love-Songs im mittleren Tempo waren schon von Anfang an im Repertoire der Band, nur weniger aufsehen erregend. Aber schön und nostalgisch – jeder Mensch braucht seine Schnulzen.
Der Rahmen ist gesetzt, nächste Frage: Songauswahl. Wir haben hier 13 Songs aus der ganzen Bandgeschichte, chronologisch angeordnet. Meistens einen Song von jedem Album, aber ganz streng ist KEPI da nicht vorgegangen, und von den letzten Alben der RAMONES ist kein Song enthalten. Die Songs sind repräsentativ für die RAMONES-Balladen, und noch mehr von der gleichen Sorte hätten die CD nur unnötig gestreckt – einen großen Unterschied im Songwriting gibt es nicht. Das liegt daran, dass die RAMONES sich an der Formel des 60er-Jahre Bubblegum-Pop und (vor allem Joey) an den Schmalzbomben aus der Hitfabrik Phil Spectors bedienten. Somit sind auch zwei der Songs keine Original RAMONES-Songs („Needles & Pins“ von THE SEARCHERS“ und „Baby I Love You“ von RONNIE & THE RONNETTES). Diese Songs hätte man eigentlich durch RAMONES-Originale ersetzen können – Vor allem das Fehlen von „Danny Says“ schmerzt.
Joey Ramone und Ronnie Spector haben Coverversionen ihrer Stücke  aufgenommen, die ohnehin schwer zu toppen sind. Da hätte man vielleicht unbekannteren Balladen mehr Aufmerksamkeit schenken können. Was ist mit „Can’t get you out of my mind“, „I won’t let it happen“ oder „Babysitter“? Einen dicken Bonuspunkt gibt es für „I want you around“, das auf keinem regulären Album erschien. Auch textlich passt es ganz gut zum humorvollen, etwas linkischen Image der RAMONES – Ich bin zwar ein komischer Außenseiter, aber ich liebe dich.

Jetzt haben wir die Songs beisammen, was machen wir damit? Es sind schon große Bands daran gescheitert, die auf das absolut Wesentliche konzentrierten Songs der RAMONES zu covern. Jede schippe Bombast, jede eitle Virtuosität, die oben drauf gepackt wird, riskiert, den Kern des Songs zu verfehlen. KEPI GHOULIEs Lösung: Noch mehr reduzieren, meist nur mit einer Akustik-Gitarre, und weitere Begleitinstrumente mit bedacht hinzufügen. Und es klappt! Der Gesang orientiert sich verblüffend nah am Original, was ich sehr schön finde, weil dadurch wenig Irritation entsteht. Damit es nicht eintönig wird, gibt es Variation in Form von Streichern, Slide-Gitarre und Saxophon. Manchmal finde ich es etwas zu wenig – wird ein Akkord nur einmal über einer Songzeile angeschlagen, klingt es, als würde ein Gitarrenschüler ein neues Lied fürs Lagerfeuer einüben. Ein kleiner Geniestreich hingegen ist KEPI bei „7-11“ gelungen. Der Song hat fast nur spärliche Basstöne und Geräusche von Straßenverkehr im Hintergrund und handelt von einer tragischen Geschichte aus Nostalgie, Verliebtheit und einem tödlichen Verkehrsunfall. Diese Version bringt die ganze Traurigkeit in einer Weise zum Vorschein, die dem gewohnt fröhlich hingeschrammelten Original fast vollständig fehlt.

Fazit! Für RAMONES-Fans, die keine Lust haben, sich aus den Originalsongs eine Playlist zu machen, oder gern eine Variation hören möchten, ist „Ramones in Love“ eine mit Kenntnis und Respekt vor dem Werk gemachte Zusammenstellung der feinfühligen Seite der Musik.

Für alle anderen ist es eine Platte mit tadellosen Rock-Balladen klassischer Art (60s, remember), die gut auf Repeat durchlaufen kann. Aber wer ist schon nicht RAMONES-Fan? Eben.

Geschrieben von King Kraut am 11.02.2023, 22:01 Uhr


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